Klartexter:innen im Portrait: Florence Pons

Ich bin Florence Pons, Dolmetscherin und Übersetzerin mit Berufswohnsitz in Heilbronn. Es ist mir eine Freude, Ihnen ein bisschen mehr über mich zu erzählen.

Welche Ausbildung hast du und wie war dein Weg zu diesem Beruf?

Ich habe den klassischen Weg eingeschlagen und habe an der Universität studiert. Zuerst habe ich einen Bachelor in Germanistik und Anglistik in Frankreich abgeschlossen. Daraufhin habe ich den Master Konferenzdolmetschen an der Universität Germersheim in Deutschland absolviert. Zusätzlich habe ich mich entschieden, die staatliche Prüfung als Übersetzerin zu machen. Somit bin ich Konferenzdolmetscherin und staatlich geprüfte Übersetzerin für die Sprachen Französisch – Deutsch – Englisch.

Warum bist du Dolmetscherin und Übersetzerin geworden?

Ich war schon immer von Sprachen fasziniert. Mit 8 Jahren habe ich schon angefangen, aus eigenem Antrieb wahllose Wörter aus einem englischen Wörterbuch auswendig zu lernen. Mit 12 habe ich als Fremdsprachen neben Englisch mit Deutsch in der Schule angefangen. Besonders die bestimmten Artikel der, die, das empfand ich als schwierig. Ich entdeckte damit eine ganz neue Welt mit einer ganz anderen Art und Weise zu denken. Die Sonne ist auf Deutsch weiblich, dafür ist sie auf Französisch männlich! Trotz der Schwierigkeiten der deutschen Sprache fand ich es spannend, all diese neuen Wörter zu lernen. Mit 14 durfte ich dann an einem Schüleraustausch mit der deutschen Stadt Neckarsulm teilnehmen und es war eine wunderbare Erfahrung – sprachlich und kulturell. Danach wusste ich, dass ich etwas mit Sprachen machen wollte. Ich träumte davon, Dolmetscherin zu werden, selbst wenn ich nicht genau wusste, worin die Arbeit bestand. Mit 19, nach meinem Bachelor-Abschluss, bin in ich nach Deutschland ausgewandert und habe als Sprachassistentin in einem Gymnasium gearbeitet. Dieser Aufenthalt über 2 Jahre hat meine Leidenschaft für Sprachen und insbesondere für die deutsche Sprache gefestigt und ich entschied mich daraufhin für ein Studium als Dolmetscherin.

Was gefällt dir an dem Prozess des Übersetzens und Dolmetschens?

Ich habe vielfältige Anteile in mir: Der eine ist spielerisch und kreativ, der andere mag Ordnung und Regeln. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie sind neugierig. Mein Beruf als Dolmetscherin und Übersetzerin ermöglicht mir, all diese Bedürfnisse zufriedenzustellen. Bei jedem Auftrag eigne ich mir neues Wissen an. Ich habe mit Leuten zu tun, die Expert*innen in ihrem Bereich sind und durch die Zusammenarbeit mit ihnen erweitere ich meine Kenntnisse. Dank meiner Spezialisierung auf Marketing und Werbung kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich kann nach der einen Formulierung suchen, die nicht nur Wörter, sondern Emotionen vermitteln wird. Gleichzeitig bekomme ich Aufträge – besonders Übersetzungsaufträge – bei denen es nicht darum geht, kreativ zu sein, sondern ausgesprochen genau. Es ist oft der Fall, wenn ich Arbeitsverträge übersetze. Da fühlt sich mein strukturiertes und diszipliniertes Ich sehr wohl. Dieses Gleichgewicht zwischen Kreativität und Genauigkeit gefällt mir sehr.

Welche Software/Mittel verwendest du am häufigsten für deine Arbeit?

Im beruflichen Alltag nutze ich eine oft unterschätzte Software: das menschliche Gehirn. Wenn ich in der Dolmetschkabine bin, bin ich hauptsächlich auf mein Gehirn angewiesen. Die Informationen, die hineinkommen, werden analysiert, sortiert und in eine andere Sprache übertragen. Ich denke nicht, dass Maschinen die menschlichen Übersetzer*innen oder Dolmetscher*innen ersetzen können, allerdings können sie uns helfen, eine noch bessere Arbeit zu leisten. Im Alltag benutze ich für Übersetzungsaufträge sehr gern ein CAT-Tool (computer assisted translation). Diese Software speichert alle meine Übersetzungen, so dass ich für jede Kundin und jeden Kunden eine spezifische Terminologie erstellen kann.

Welche Kompetenzen nutzt du am häufigsten im Alltag und sind für den Beruf als Dolmetscherin und Übersetzerin wichtig?

In meinem Alltag als Konferenzdolmetscherin sind Konzentration, Stressresilienz und schnelle Auffassungsgabe besonders wichtig. Ich dolmetsche sehr viel simultan: Die Vorgänge laufen schnell ab. Ich höre und spreche gleichzeitig, dabei muss ich die richtigen Worte in der anderen Sprache finden. Da ist Reaktionsfähigkeit gefragt. Es gibt wenig Platz für Zweifel und lange Überlegungen.

Beim Übersetzen ist es anders. Ich kann mir leisten, langsamer zu sein und mir mehrere Lösungsvorschläge überlegen. Da sind Analysefähigkeit und Genauigkeit besonders wichtig.

Was sind die größten Herausforderungen in deinem beruflichen Alltag?

Die größten Herausforderungen gehen mit dem Status als Selbstständige einher. Ich muss an Aufträge kommen, es gibt daher weniger Sicherheit als im Angestelltendasein. Dieser „Fluch“ ist gleichzeitig ein „Segen“, denn so kann ich für verschiedene Kund*innen in vielfältigen Branchen arbeiten und somit immer neue Sachen entdecken und lernen.

Wenn du nicht am Arbeiten bist, wo kann man dich finden? (Hobbys, Interessen)

Ich treibe gern Sport, selbst wenn ich mir oft zu wenig Zeit dafür nehme. Ich gehe gern joggen, Badminton spielen oder klettern. Beim Sport kann ich abschalten und ich fühle mich danach ausgeruhter.

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