Klartexter:innen im Portrait: Martina Klett

Würdest du dich bitte kurz vorstellen?

Gerne! Mein Name ist Martina Klett, und ich lebe und arbeite in Konstanz am Bodensee. Ich übersetze aus dem Italienischen und Französischen ins Deutsche, hauptsächlich in meinen Spezialgebieten Schienenfahrzeuge, Automotive und Druckindustrie. Zusätzlich schwinge ich als Korrektorin für deutsche Texte den virtuellen Rotstift, damit sich keine Tippfehler einschleichen und jedes Komma an der richtigen Stelle sitzt.

Welche Ausbildung hast du, wie war dein Weg zu diesem Beruf?

Mein Weg war eher klassisch, d. h. mit dem Abitur in der Tasche begann ich an der Universität des Saarlandes Übersetzen zu studieren. Da ich ohne jegliche Italienisch-Kenntnisse ins Studium gestartet war, ging ich nach sechs Monaten Propädeutikum für ein Semester nach Italien, um auf einem toskanischen Weingut als „Mädchen für alles“ komplett in die Sprache und Kultur einzutauchen. In Saarbrücken blieb ich bis nach dem Vordiplom und der Prüfung im Ergänzungsfach „Technik“, dann wechselte ich für das Hauptstudium nach Germersheim. Dort schrieb ich meine Diplomarbeit zum Thema „Recycling von Kunststoffen aus dem Hausmüll in Deutschland und Italien“ und der zugehörigen Fachterminologie und legte die Diplomprüfung ab.

Warum bist du Übersetzerin geworden?

Großen Einfluss auf meine Berufswahl hatten sicherlich die freundschaftlichen Beziehungen meiner Familie nach Frankreich. Wir nahmen 1979 an einer Reise in die französische Partnerstadt teil und waren dort privat bei einem Ehepaar untergebracht. Aus diesem ersten Kontakt, bei dem wir uns mit Händen, Füßen, Wörterbüchern und meinen seinerzeit noch spärlichen Französisch-Kenntnissen verständigten, ist eine tolle Freundschaft entstanden: Bis heute treffen wir uns regelmäßig und die nächsten Generationen sind auch schon involviert. Bei dieser ersten und den folgenden Begegnungen im Rahmen der „Jumelage“ merkte ich, dass mir das Vermitteln zwischen verschiedensprachigen Welten liegt und Spaß macht. Da war es naheliegend, mich in Richtung Sprachen bzw. Übersetzen zu orientieren.

Was gefällt dir besonders am Übersetzen?

Die Möglichkeit, sich Wissen in ganz unterschiedlichen Fachgebieten zu erarbeiten und die Detektivarbeit in Sachen Terminologie: Italienisch gehört zu den kleineren Sprachen, Fachwörterbücher sind bis heute eher spärlich vorhanden. Zu Beginn meiner Karriere – in der Vor-Internet-Ära – war es jedes Mal eine spannende Herausforderung, Fachbegriffe zu einem neuen Themengebiet zu recherchieren und zu überprüfen. Und eine echte Genugtuung, wenn ich passende Termpaare in meine Glossare aufnehmen konnte. Spannend ist Terminologierecherche nach wie vor, aber die Möglichkeiten des Internets haben vieles vereinfacht: Anstatt beispielsweise Prospekte auf Messen und bei Besuchen vor Ort zu sammeln oder per Post anzufordern, um sich auf diese Weise Parallelliteratur zu erschließen, präsentieren Hersteller ihre Produkte heute online und stellen teilweise auch die technische Dokumentation zum Download bereit.

Magst du uns einen Fall erzählen, bei dem etwas vorgefallen/missverstanden worden ist? Eine lustige Geschichte? Oder etwas, worauf du besonders stolz bist?

Spontan denke ich an eine Begebenheit in Italien: In meiner ersten Festanstellung als Übersetzerin bei einem deutschen Maschinenbau-Unternehmen war ich wiederholt als Dolmetscherin für Schulungen in der italienischen Niederlassung. Während einer Technikerschulung wurden verschiedene Reparaturen erklärt, bei denen Teile gelötet werden mussten. Die italienischen Techniker hatten große Mühe, bei meinen Ausführungen ernst zu bleiben, einige grinsten minutenlang über beide Backen. Schließlich erbarmte sich ein Teilnehmer und erlöste mich aus meiner zunehmenden Verwirrung: Das italienische Partizip von „löten“ – „brasato“ – wird quasi ausschließlich in der Bedeutung „Rinderschmorbraten“ verwendet – geht es um Lötvorgänge nutzen die Italiener „saldato“, also „geschweißt“. Kein Wunder, dass sie sich nicht vorstellen konnten, was der Sonntagsbraten von Mamma mit den präsentierten Maschinen zu tun hatte.

Wenn du nicht am Arbeiten bist, wo kann man dich finden?

Seit einigen Jahren häufig beim Bridge: Durch eine Zeitungsanzeige des hiesigen Clubs bin ich auf das Kartenspiel aufmerksam geworden und bin fasziniert von diesem anspruchsvollen Spiel: Es lässt sich schnell erlernen, erfordert aber jede Menge Spielpraxis, um wirklich gut zu werden. Und weil mir ehrenamtliches Engagement schon immer wichtig war, bin ich inzwischen auch im Vorstand des Bridgeclubs tätig. Zudem genieße ich den Bodensee mit all seinen Vorzügen, sei es im Sommer beim Baden oder Picknicken, im Herbst beim Spazierengehen oder zu allen Jahreszeiten beim Feierabendgetränk mit Seeblick.

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